Geschichte


Noch zu Lebzeiten des Gründers der Redemptoristen (Alfons von Liguori) begann sich die Ordensgemeinschaft über Italien hinaus nördlich der Alpen auszubreiten. 1859 wurde die Niederdeutsche (heute: Kölner) Provinz gegründet.

Zur Ausbildung ihres Priesternachwuchses eröffnete sie 1861 in Maria Hamicolt bei Dülmen/Westf. ein Seminar mit Hochschule. Doch schon nach 12 Jahren musste das Studienhaus schließen, da 1873 infolge des Kulturkampfs die Klöster der Jesuiten und der ihnen verwandten Orden, vor allem der Redemptoristen, im Deutschen Reich aufgehoben und enteignet wurden. Als 1894 die Redemptoristen vom sog. Jesuitengesetz ausgenommen wurden, konnten sie nicht nach Maria Hamicolt zurückkehren, da das Kloster inzwischen Benediktinerinnen überlassen worden war.

Nachdem sich die Niederdeutsche Provinz konsolidiert hatte, nutzte sie ab 1898 ihr Kloster in Trier als Seminar und Hochschule. Weil das Haus räumlich aber unzureichend war, begann die Provinzleitung sehr bald mit der Suche nach einem geeigneten Standort für einen Neubau, der ganz auf die Erfordernisse eines Seminars und einer Hochschule zugeschnitten sein sollte. ►


Nach eingehender Prüfung verschiedener Projekte fiel die Wahl auf die Gemeinde Geistingen (seit 1935 Ortsteil von Hennef) im Siegtal, wo die Provinz ein Gelände von ca. 19 Morgen mit der Flurbezeichnung „Am Eschenberg" erwerben konnte.

Um damals in Preußen ein Kloster errichten zu können, war sowohl eine kirchliche als auch eine staatliche Genehmigung erforderlich. Der Erzbischof von Köln erteilte sogleich freudig seine Zustimmung. Im Kultusministerium und Innenministerium in Berlin, die beide mit der Angelegenheit befasst waren, gab es dagegen erhebliche Widerstände, die erst durch langwierige und intensive Verhandlungen überwunden werden konnten. Am 18. Februar 1902 genehmigte die preußische Regierung ein neues Redemptoristenkloster in Geistingen „zum Zwecke der Aushülfe in der Seelsorge und der Errichtung eines Studienhauses für die eigenen Ordensmitglieder".

Planung und Leitung des Neubaus wurden dem Kölner Architekten Theodor Roß übertragen, der kurz vorher die Pfarrkirche St. Simon und Judas in Hennef erbaut hatte. Da er zügig ans Werk ging, konnte schon am 19. März 1902 das Baugelände gesegnet und der Grundstein gelegt werden. ▼




Zunächst wurde ein kleineres Wirtschaftsgebäude an der Waldstraße östlich der späteren Klosterkirche errichtet, das als vorläufige Wohnung der Patres und Brüder dienen sollte, die mit der Bauaufsicht betraut waren. Weil das Kloster zur Zeit der Gründung nur über die Waldstraße zu erreichen war, erhielt es die bis heute gültige Lagebezeichnung „Waldstraße 9". Eine Anbindung an die auf der Westseite gelegene Dürresbachstraße war nicht möglich, da das dafür erforderliche Grundstück nicht zur Verfügung stand. In der Hoffnung, doch eines Tages einen Zugang von der Dürresbachstraße her schaffen zu können, hat man das Kloster mit seiner Pforte vorsorglich nach Westen hin ausgerichtet.

Erst 1907 bot sich die Gelegenheit, die gewünschte Parzelle zu kaufen und den Plan zu verwirklichen. Um das Kloster auch schon vorher bequem erreichen zu können, haben Einwohner von Geistingen von der Vikarie (Wohnung des Kaplans) an der Kurhausstraße aus einen Fußweg über Pfarrgelände gebahnt, der zwar den Unmut der Geistinger Pfarrer erregte, aber dennoch fleißig genutzt wurde.

Der erste Spatenstich für den Nord-Süd-Flügel des Klostergebäudes erfolgte am 19. Juni 1902. Aus finanziellen Gründen musste der Bau des geplanten West-Ost-Flügels, der eine geräumige Küche, einen großen Speisesaal und vor allem die Hochschulbibliothek aufnehmen sollte, auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Ende August 1903 war das Kloster bezugsfertig. Es wurde am 8. September 1903 mit einem Festakt eröffnet und der unbefleckt empfangenen Jungfrau und ►


Gottesmutter Maria als Schutzpatronin geweiht. Als zu Beginn des Jahres 1903 der Rohbau des Klosters vollendet war, begannen Bauarbeiter am 13. Februar damit, die Grube für das Fundament der Kirche auszuheben. Das Gotteshaus wurde am 15. September 1904 nach einer Segnung durch den Rektor des Hauses in Dienst genommen. Warum es jedoch erst am 17. Juni 1915 feierlich konsekriert worden ist, ist unbekannt.
Wenn auch in der Klosterkirche seit September 1904 Gottesdienst gefeiert wurde, so heißt das allerdings nicht, sie sei für Gläubige aus der Umgebung frei zugänglich gewesen. An Sonn- und Feiertagen musste zunächst die Kirchentür während der Messfeiern geschlossen bleiben. Danach stand einer Öffnung nichts im Weg. Der Erzbischof von Köln machte seine Erlaubnis, die Kirche an Sonn- und Feiertagen für die Teilnahme an Messfeiern zu öffnen, vom Einverständnis der Pfarrer in Geistingen abhängig. Diese aber standen dem Wunsch des Klosters ablehnend gegenüber, weil sie befürchteten, die Zahl der Gottesdienstbesucher in der Pfarrkirche könne zurückgehen und die Kollekte sich verringern.
Erst nach zahlreichen Eingaben und Gesprächen erteilte der Erzbischof von Köln am 18. Januar 1906 die Genehmigung, an Sonn- und Feiertagen im Sommer um 5 Uhr und im Winter um 5.30 Uhr eine öffentliche Messe zu halten. Diese frühe Uhrzeit mag aus heutiger Sicht verwundern. Sie entsprach damals aber einem Bedürfnis der Eisenbahn- und Postbeamten, die sich bereits 1904 in einer gemeinsamen Bittschrift um Öffnung der Klosterkirche für die Sonn- und Feiertagsmessen an das Erzbischöfliche Generalvikariat gewandt hatten. ▼


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Am 25. Juli 1910 fand die Grundsteinlegung für den West-Ost-Flügel des Klosters statt, der gegen Ende April 1911 so weit fertig gestellt war, dass die Küche und der Speisesaal bezogen werden konnten. Die Einrichtung des großen Bibliotheksraums, die von Brüdern des Klosters besorgt wurde, nahm noch geraume Zeit in Anspruch, sodass es erst Anfang Oktober 1912 möglich war, Bücher in die Regale einzuräumen.

Am 2. Juli 1941 wurde das Kloster vom NS-Regime beschlagnahmt und enteignet. Innerhalb kurzer Zeit mussten die Patres und Brüder ausziehen. Ursprünglich war geplant, hier eine Führerschule einzurichten, doch der Stadt Köln gelang es nach langen Verhandlungen mit der Gestapo in Berlin, dass ihr das Haus überlassen wurde, um dort wegen der drohenden Bombengegefahr die Bewohner des Waisenhauses „Elisabeth-Breuer-Stift" in Köln-Mülheim unterzubringen. Anfang September 1941 zogen 20 Schwestern, Franziskanerinnen von Nonnenwerth, 250 Waisenkinder (90 Jungen und 160 Mädchen) sowie 30 Angestellte in das Kloster ein. Diesem Umstand ist es zu verdanken, wie aus amerikanischen Kreisen verlautete, dass das Gebäude von Bomben verschont blieb. Da die Räumlichkeiten den II. Weltkrieg unversehrt überstanden hatten, konnten bereits Ende Juni 1945 die Lehrveranstaltungen an der Hochschule wieder aufgenommen werden.

Das Kloster Geistingen war bei seiner Gründung für ca. 40 Ordensstudenten konzipiert worden. Niemand glaubte damals, dass die Zahl überschritten werden könnte. Doch es kam anders. In den 30er-Jahren verzeichnet die Hauschronik über 60 Studenten, die in beengten Verhältnissen leben und arbeiten mussten.

An eine Erweiterung des Studienhauses war jedoch wegen der widrigen Zeitumstände nicht zu denken. Als Mitte der 50er-Jahre die Studentenzahl wieder auf über 40 anstieg, entschloss sich die Provinzleitung, dem schon vor dem II. Weltkrieg empfundenen Mangel an Zimmern und Vorlesungsräumen abzuhelfen und einen Anbau zu errichten, für den u.a. 52 Studentenzimmer, 3 Hörsäle, eine Studentenkapelle und eine geräumige Aula vorgesehen waren. Die Bauarbeiten begannen am 26. Februar 1959. Nicht ganz zwei Jahre später, am 12. Januar 1961, zogen die ersten Studenten in den neuen Klostertrakt ein.



Das Interesse, in einer Ordensgemeinschaft als Priester zu leben, hielt jedoch nicht lange an. Bereits in den 60er-Jahren war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Deshalb beschlossen die Professorenkollegien der Hochschule der Redemptoristen in Hennef (Sieg) und der Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin, eine weit reichende Zusammenarbeit zu beginnen. Daraufhin gründeten die beiden Hochschulen am 2. Oktober 1969 eine Studiengemeinschaft. Seitdem wurden die Lehrveranstaltungen gemeinsam abwechselnd in Hennef und Sankt Augustin gehalten.
Mit dem 2. Oktober 1969 wurde eine weitere Neuerung eingeführt. Seit diesem Tag bildete die Hochschule nicht mehr nur Ordensmitglieder aus, sie öffnete sich auch für Laien, Studentinnen und Studenten.

Am 1. Oktober 1982 erteilte die Kongregation für das katholische Bildungswesen in Rom der Hochschule die Genehmigung, den Diplomstudiengang „Katholische Theologie" einzurichten und den akademischen Grad „Diplom-Theologe" bzw. „Diplom-Theologin" zu verleihen. Dem folgte dann am 21. September 1983 die staatliche Anerkennung der Hochschule.

Bedingt durch eine starke Schrumpfung der Zahl der Ordensstudenten seit Beginn der 90er-Jahre sah sich die Leitung der Kölner Provinz der Redemptoristen aus finanziellen und personellen Gründen gezwungen, den Lehrbetrieb in Hennef zum 30. September 1996 einzustellen. Die Priesterkandidaten, die sich der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen in Deutschland anschließen, wohnen seitdem im Kloster St. Alfons in Würzburg und besuchen die dortige Universität.


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